Neue Studie macht HPV-Impfung zum „MUST HAVE“

Frauen, die als Jugendliche gegen HPV geimpft wurden, erkranken nur noch selten an Gebärmutterhalskrebs – und zwar ganze 88 Prozent weniger. Das ergab nun eine im renommierten Fachblatt "New England Journal of Medicine" veröffentlichte Auswertung (1) der schwedischen Gesundheits- und Bevölkerungsregister. Für die Auswertung wurden die Daten von über 1,6 Millionen Mädchen und Frauen über einen Zeitraum von elf Jahren genutzt.

HP-Viren sind weitverbreitet und ansteckend. Die deutlichen Zahlen: 70 bis 80 Prozent aller Menschen infizieren sich im Laufe Ihres Lebens mit HPV, mehr als 200 Virustypen sind bekannt. Ganze 50 Prozent aller infektionsbedingten Krebserkrankungen in entwickelten Ländern hängen mit HPV zusammen - dabei bietet eine Impfung Schutz. Wenn Geimpfte erkranken, dann wahrscheinlich vor allem an Virustypen, die im Impfstoff nicht enthalten sind. Aber auch Jungen sollten unbedingt rechtzeitig geimpft werden.

Zeitpunkt der Impfung ist entscheidend: Je früher Mädchen die Impfung erhalten, desto besser sind sie vor der Krebserkrankung geschützt: Wurden die Teilnehmerinnen der Studie im Alter von 17 bis 30 Jahren geimpft, sank das Risiko einer Erkrankung an Gebärmutterhalskrebs innerhalb der untersuchten elf Jahren durchschnittlich um etwa die Hälfte. Bei einer Impfung vor dem Alter von 17 Jahren, sank das Risiko sogar um ganze 88 Prozent (siehe Abbildung).

Neu an der Auswertung aus Schweden ist vor allem: Es konnte gezeigt werden, dass die HPV-Impfung nicht nur gegen Vorstufen von Gebärmutterhalstumoren helfen kann, sondern vor dem Krebs selbst: "Wir zeigen zum ersten Mal auf Bevölkerungsebene, dass die HPV-Impfung nicht nur vor Zellveränderungen schützt, die Vorläufer von Gebärmutterhalskrebs sind, sondern vor Gebärmutterhalskrebs selbst", so Jiayao Lei vom Stockholmer Karolinska-Institut in einer Mitteilung ihres Instituts.

"Kritiker behaupteten trotzdem immer wieder, dass Krebserkrankungen selbst vielleicht gar nicht seltener würden. Diese Bedenken sind nun eindeutig widerlegt“, erläutert Dr. med. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte.

„Der moderne Impfstoff enthält sogar Antigene von neun Virusstämmen und ist deshalb der Impfung, die in dem Untersuchungszeitraum in Schweden verwendet wurde, noch überlegen.“ Die Impfung schützt nicht nur vor Gebärmutterhalskrebs, sondern auch vor allen anderen Krebsarten und Veränderungen, die durch HPV-Viren hervorgerufen werden, wie Krebs von Penis, Mundhöhle, Darmausgang, Schamlippen und auch vor Genitalwarzen „Außerdem müssen bei Frauen, die als Jugendliche eine HPV-Impfung erhalten haben, viel seltener Operationen am Muttermund erfolgen, um Krebsvorstufen zu entfernen“, betont Albring. „Diese so genannten Konisationen können den Muttermund schwächen und können bei einer Schwangerschaft das Risiko einer Frühgeburt erhöhen.“

"Die HPV-Impfung, so Albring, sollten alle Eltern deshalb heute als eine absolut sinnvolle und unerlässliche Vorsorge für die Gesundheit ihrer Kinder ansehen. Sowohl bei Frauen- wie beim Kinderarzt sind die Impfungen ab einem Alter von neun Jahren möglich. „Die Impfung gegen Krebs ist keine Pflicht. Aber sie ist ein Must-have“.

In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) die HPV-Impfung darum schon für Kinder im Alter von 9 bis 14 Jahren, möglichst aber vor dem ersten Geschlechtsverkehr. Bis zum Alter von 18 Jahren wird die Impfung von den Krankenkassen übernommen. Da HP-Viren nicht nur für Mädchen und Frauen gefährlich werden können, wird empfohlen, auch Jungen in diesem Alter zu impfen.

 

Weitergehende Informationen:

ENTSCHIEDEN. Gegen Krebs (Quelle: Initiative gegen bestimmte HPV-Erkrankungen)

 

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(1) Jiayao Lei, Alexander Ploner, K. Miriam Elfström, Jiangrong Wang, Adam Roth, Fang Fang, Pär Sparén, Karin Sundström, Joakim Dillner. HPV Vaccination and the Risk of Invasive Cervical Cancer. N Engl J Med 2020;383:1340-8. DOI: 10.1056/NEJMoa1917338
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Quelle: Pressemitteilung des Berufsverbandes der Frauenärzte e.V. © BVF 2020